+3 Magazin Februar 2023 /1 | Page 8

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Ingbert Liebing , Hauptgeschäftsführer Verband kommunaler Unternehmen ( VKU )
Instrumente sind da
Durch weniger Energieverbrauch machen wir uns unabhängiger von fossilen Energieträgern und leisten gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz . Kommunale Energieversorgungsunternehmen unterstützen und beraten hier vor Ort und setzen identifizierte Maßnahmen um . Dafür stehen oft Förderprogramme zur Verfügung . Um einen Überblick zu bekommen , wie die Energieeffizienz eines Gebäudes verbessert werden kann , können Privatpersonen etwa die „ Bundesförderung für Energieberatung Wohngebäude “ in Anspruch nehmen – und erhalten einen Vorschlag für einen individuellen Sanierungsfahrplan . Für die Umsetzung stehen Förderprogramme auf Landesebene sowie die „ Bundesförderung effiziente Gebäude “ zur Verfügung . Diese fördert zudem den Anschluss an Wärmenetze . Bei eigengenutzten Wohnimmobilien kann man sich Einzelmaßnahmen der energetischen Sanierung auch steuerlich fördern lassen . Viele Gebäudeeigentümer wollen zudem Energie selbst erzeugen : Werden die Mieter eines Hauses mit Solarstrom vom Dach versorgt , spricht man von
Mieterstrom . Die Stadtwerke sind gefragte Partner für die Umsetzung solcher Projekte und bringen damit die Energiewende in die Städte und Dörfer . Häufig pflegen sie dafür enge Partnerschaften mit Wohnungsgesellschaften vor Ort . Der VKU setzt sich dafür ein , dass die Politik bessere Anreize für Mieterstromprojekte schafft . Die Teilhabe von Mietern an der Solarstromproduktion eines Hauses trägt zu einer sozial gerechten Energiewende bei .
Fördermittelvolumen von 2021 vom Bundeswirtschaftsministerium neu bewilligten Forschungsprojekten nach Forschungsbereich
Energieoptimierte Gebäude und Quartiere
Stromnetze
Energieeffizienz in Industrie und Gewerbe , Handel und Dienstleistungen
Photovoltaik
Windenergie
Geothermie
Energiespeicher
Energiesystemanalyse
Elektromobilität
Programmkooperation Industrielle Gemeinschaftsforschung
Solarthermische Kraftwerke
Biomassenutzung
Brennstoffzellen
Power-to-X
in Millionen Euro
3,9
11,43
11,05
1,38
19,09
21,48
22,76
29,74
43,9
40,95
54,75
Ihr Name , Leser
Was ist Ihre Meinung ?
Schreiben Sie uns , was Sie zu den kommenden Fragen auf der letzten Seite denken – vielleicht erscheinen Sie dann im nächsten Heft .
INVESTITIONSANSCHUB Wie öffentliche Fördermittel eingesetzt werden
65,32
81,01
93,68
Karsten Seeliger , Leser
Spüre die Wirkung
Es stimmt , eigentlich sind wir schon mitten in der Wende . Am Anfang steht das Umdenken , erst dann kommt das Handeln . Und diesen Prozess durchläuft jeder von uns in diesem Land – und ist dabei unterschiedlich weit gekommen . Könnte doch sein , dass mancher gar nicht versteht , wie wirksam er sich selbst am Umbau unserer Energieerzeugung beteiligen kann . Entdecke die Möglichkeiten und spüre selbst die Wirkung , die Solarpanels auf dem eigenen Dach , die Beteiligung an einer Bürgerenergiegenossenschaft im Ort oder deutlich niedrigere Energiekosten im energetisch sanierten Mietshaus für die eigene Lebenswelt haben – nicht nur im Geldbeutel . Über persönliche positive Erfahrungen kriegt man die Menschen immer noch am besten in Bewegung . Und dann klappt ’ s auch mit der Energiewende .
Robert Busch , Geschäftsführer Bundesverband Neue Energiewirtschaft ( BNE )
Der Solar-Boom wird kommen
Reimar Sebiger , Leser
Bewusster leben
Wenn ich die Berichte unserer Hilfsorganisationen über die technischen und menschlichen Hilfen in Afrika lese , wird mir bewusst , wie man mit einfachsten Mitteln unser Klima retten und den Hunger in der Welt beseitigen könnte . Mehr Bescheidenheit in der Lebensführung , mehr Bewusstheit , wer wir als Menschen sind – nämlich auch nur Säugetiere , die sich den Naturgesetzen unterwerfen müssen . Weg von der Hybris , die leider schon unseren Kindern , zumindest in der westlichen Welt , vermittelt wird . Die Naturferne unserer städtischen Bevölkerung , der nicht gezeigt wird , wovon wir leben und woher wir die Energie für unseren momentanen Komfort haben , wird dazu führen , dass der eine Teil mit Geld die wirklichen Probleme zudeckt und der andere Teil nach Versorgung schreit , ohne Rücksicht auf das Wie und Woher . Die Zeche zahlen die kommenden Generationen . Jeder und jede Einzelne kann im kleinsten Detail zur Energiewende beitragen : Das beginnt beim tropfenden Wasserhahn und bei den Tonnen von weggeworfenen Lebensmitteln und endet bei den unnötigen Fahrten zum Zigarettenholen um die Ecke oder beim „ Diggen “ für Kryptowährungen .
Bürgerenergie kann mehr
Katharina Habersbrunner , Vorständin Bündnis Bürgerenergie ( BBEn )
Bürger : innen , Energiegenossenschaften und Kommunen vor Ort bringen die Energiewende voran . Sie sind die treibenden Kräfte , um Akzeptanz und Beteiligung in der Gesellschaft zu entfachen . Interessierte Menschen gründen Energiegenossenschaften , informieren und beteiligen sich . Sie projektieren Wind- und Solaranlagen , produzieren Strom , installieren Balkonmodule , sind Ökostromanbieter : innen . Bürgerenergie steht für eine erneuerbare , dezentrale Energiewende . Die Akteur : innen gestalten selbstbestimmt die dezentrale Energieversorgung und tragen zum Gemeinwohl bei . Bürgerenergie ist lokal verankert , regionale Wertschöpfung ist wichtig . Das schafft Identität und Akzeptanz . Vor-Ort- Potenziale werden klug genutzt und tragen zu Energieeffizienz und Energieunabhängigkeit bei . Bürgerenergie reicht von der Stromproduktion über Mieterstrom und Speicher bis hin zu Quartiers- und Mobilitätskonzepten . Das Konzept von Energy Sharing birgt große Chancen : Bürger : innen finanzieren und betreiben Windkraft- oder
Solaranlagen in ihrer Umgebung mit und beziehen den produzierten Strom selbst . Sie entscheiden eigenverantwortlich über Dächer und Freiflächen , fördern das Gemeinwohl , soziale Gerechtigkeit und Akzeptanz . Setzt sich Energy Sharing politisch endlich durch , trägt es laut einer Potenzialstudie bis zu 35 Prozent zu den nationalen Ausbauzielen bei . Und unsere Zukunft braucht sozial gerechte Lösungen – sonst geht die Akzeptanz verloren .
Hermann Josef , Leser
Simple Rechnung
Quellen : BMWK , Statista
Auch wenn das Thema bereits mehrfach diskutiert wurde : Die sinnvollste Lösung ist und bleibt die solare Thermie . Sie heizt Ihren Kessel , auch nachts und bei bedecktem Himmel , siehe Physikunterricht Klasse 7 , Thema Strahlung und Licht . Was wollen Sie als Privatperson mehr als kostenloses heißes Wasser . Die Installation ist ein Klacks gegenüber allen anderen Möglichkeiten . Der Anschaffungspreis der Panels ist bei der Photovoltaik zehnmal so hoch wie bei der solaren Thermie , die Energiegewinnung dagegen bei der solaren Thermie zehnmal so hoch wie bei der Photovoltaik . Darüber sollten Sie nachdenken . Die Elektroindustrie hat es bereits .
Immer mehr Menschen wollen sich unabhängiger machen von fossilen Energien und ihre Energiekosten dauerhaft senken . Die Technologien dafür sind vorhanden : von der Photovoltaik- Anlage über Heimspeicher und Wärmepumpe bis hin zum Elektroauto und Smart Meter . Doch nicht einmal zehn Prozent der rund zehn Millionen geeigneten Ein- und Zweifamilienhäuser werden momentan für Photovoltaik genutzt . Die allermeisten fühlen sich von technischen Anforderungen und bürokratischen Fallstricken abgeschreckt . Die gute Nachricht ist : 2022 ist es sehr viel einfacher geworden , selbst zur Energiewende beizutragen . Die Bundesregierung hat wesentliche Hürden für Prosumer abgebaut . Die Netzanmeldung kleiner Anlagen ist endlich unkomplizierter geworden , die Ertragssteuer wurde gestrichen . Höhere Einspeisevergütungen und der Wegfall der EEG-Umlage machen die eigene PV-Anlage zusätzlich attraktiv . Die Politik muss diesen Weg konsequent weitergehen , damit Solarenergie wirklich zur Regel auf allen privaten und gewerblichen Gebäuden wird . Heimspeicher , Wärmepumpen und E- Autos müssen einfach an Märkten teilnehmen und so ihren Beitrag für eine sichere und klimaneutrale Versorgung leisten können . Mit dem passenden Rahmen werden innovative Vermarktungsformen wie Quartierslösungen , lokale und regionale Energiegemeinschaften und Mikro-Grids dann für einen neuen Solar-Boom sorgen – mit vielen neuen Beteiligungsformen für die Menschen vor Ort .